Start - Presse
Schwarzwälder Bote 19. Juni 2017
Läster-Parforceritt durch das Ehe- sowie das Familienleben
Benefizveranstaltung | »Dui do on de Seil« erweisen sich als messerscharfe Schwertgoschen
Von Jeanette Tröger
Schömberg. Über ein ausverkauftes Haus freute sich der Präsident des Bad Wildbader Lions Club, Günther Keck, beim Auftritt des schwäbischen Kabarett-Duos »Dui do on de Sell« im Kurhaus in Schömberg. Das als Benefizveranstaltung angekündigte Ereignis unter dem Titel »Das Zauberwort heißt Bitte« der messerscharfen Schwertgoschen war daher nicht nur ein überaus vergnüglicher Volltreffer, sondern auch für den ausgelobten guten Zweck mehr als einträglich.
Humor bewiesen
Kommen doch pro verkaufter Karte zwei Euro der Schömberger Kinderstadt Schömsala und dem örtlichen Waldkindergarten zugute. Dass auch Keck Humor besitzt, bewies er - vielleicht unfreiwillig - mit der Aussage, dass die Lions diesen Ertrag um weitere zwei Euro aufstocken. Die erste Lachsalve des Abends gehörte ihm, bevor er »natürlich pro Karte« ergänzte.
Doris Reichenauer und Petra Binder haben aus dem Stand das Publikum für sich
eingenommen, nachdem sie bei den zahlreich anwesenden Nichtschwaben das Verständnisvermögen des schwäbischen Dialekts abgeklopft hatten:
»Schwäbisch isch obache schwer, wia Lateinisch, des kennet bloß G'scheite!«
Es war ein Genuss, den beiden Freundinnen bei ihrem Läster-Parforceritt durch ihr Ehe und Familienleben zu folgen und sich in vielen Situationen selbst zu erkennen. »Des goht mir z'schnell, i werd net oifach Oma, ohne dass mr mi frogt«, lamentiert Doris, als ihr schwant, was ihr der Sohn »Kefin« bei der Vorstellung seiner neuen Flamme »Tschoana Luise« - »die ko i jetzt scho net leide« - vielleicht noch eröffnen will. Sexuelle Aktivitäten definiert ihr Mann als »do gosch du mir emmer uff de Sack«. Kinder sind wie Pfannkuchen, lernt sie von ihrer jüngeren Tochter, wenn sie sich über die Erstgeborene echauffiert: »Der erschte wird meischtens nix.« Und irgendwann kommt das Alter und geht nicht mehr weg, weiß Petra.
Besonderes Verhältnis
Die hat von ihrem Gerhard kein Mitleid zu erwarten: »Du hosch niemals an Hexaschuss, dia schießet net uff ihre eigene Leut.« Das besondere Verhältnis von Frauen zu Schuhen, die heutige Kindererziehung im Vergleich zur eigenen - »g'heilt wird erscht, wenn's arg blutet oder weit weg stoht« - und die unbedachte Namenswahl mancher Eltern sind Themen, die Doris und Petra genüsslich zerpflücken. »Sag amol langsam »Jennifer Reck'!« ihre beringten Finger spreizend, erzählt Doris, dass sie diese durch »Wasserkraft« bekommen hat und fragt die Freundin, ob sie wüsste, dass Krokodile mit Seide gefüttert werden? Es stünde so in ihrem neuen Kroko-Täschchen.
Manchmal wird's derb, manchmal fast philosophisch, eine Pointe jagt die nächste, und immer hat man den Eindruck, das ist nicht gespielt, das ist echt. So auch in der Szene, als Petra ihrer Freundin Doris steckt, dass ihr Ex eine Neue hat.
»I han genau g'wisst, dass du so reagiersch!« Ein Tisch, zwei Stühle - mehr brauchen die Powerfrauen nicht, um einen Kosmos aus urkomischen Alltagssituationen authentisch auf die Bühne zu zaubern.
Die vielen Lacher zwischendurch und der große Schlussapplaus dürften Bestätigung dafür sein, dass das Publikum einiges von diesem ganz alltäglichen Wahnsinn genau so auch schon erlebt hat.
Petra Binder (links) und Doris Reichenauer glänzten als »Dui do on de Seil« einmal mehr. Foto: Tröger
Lions Club Bad Wildbad - Multidistrikt: 111, Distrikt: Süd-Nord, Region: II, Zone: 5
Jumelage mit dem französischen Partnerclub Pompey Liverdun seit 1984